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Euch fremd

Kontrolle, die Ihr niemals hattet,
bleibt Illusion für alle Zeit.
Von Euren Ängsten überschattet,
erreicht Ihr keine Sicherheit.

Denn diese lässt sich nicht gewinnen,
indem Ihr gegen Fremdes hetzt,
statt dass Ihr Euch damit bei Sinnen
in Ruhe auseinandersetzt.

Nur wer das Fremde wirklich kennt –
das heißt, es wahrnimmt, nachvollzieht
und mit Respekt beim Namen nennt –,
wird merken, dass er klarer sieht.

Und alles, was Ihr nicht versteht,
erhöht in Euch die Angst davor.
(Doch ist der Hinweis obsolet,
leiht Ihr Bekanntem bloß ein Ohr.)

Im Grunde sind wir alle gleich:
Wie jeder Mensch es in sich trägt,
tragt Ihr das Fremde auch in Euch.
Ihr habt es nur nicht ausgeprägt.

So habt Ihr viele fremde Seiten,
die Euch – obwohl Ihr sie grad hemmt –
verkümmert und beschränkt begleiten.
Letztendlich seid Ihr selbst Euch fremd.

Michael Feindler 2015

Published indenkfunk.deGedichte

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