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Kategorie: Gedichte

Und so weiter

Er fühlte sich so stark wie nie,
getankt mit Macht und Energie,
bevor es überraschend krachte
und etwas ihn ins Wanken brachte:
Ihn hatte – Wumms! – ein Schlag getroffen,
jetzt standen Mund und Arsch weit offen,
doch Wunden wurden nicht geleckt,
denn jeder Schmerz wurd’ überdeckt
von tiefem Hass auf jenen Schlag,
der ihm so schwer im Magen lag.
So bäumte er sich auf und schwang
zum Gegenschlag den Bumerang,
den er aus jener Wunde zog,
in die der Schlag zuvor erst flog.
Dann rief er noch: „Ich bin der Boss“,
bevor das schnelle Wurfgeschoss
ein paar der Feinde niedermähte,
und schließlich elegant sich drehte.
Da hatte er bereits begonnen,
sich selbst zu feiern, schrie: „Gewonnen!“
und fühlte sich so stark wie nie,
getankt mit Macht und Energie,
bevor es überraschend krachte
und etwas ihn ins Wanken brachte:
Ihn hatte – Wumms! – ein Schlag getroffen,
jetzt standen Mund und Arsch weit offen,
doch Wunden wurden nicht geleckt,
denn jeder Schmerz wurd’ überdeckt
von tiefem Hass auf jenen Schlag,
der ihm so schwer im Magen lag.
So bäumte er sich auf und schwang
zum Gegenschlag den Bumerang,
den er aus jener Wunde zog,
in die der Schlag zuvor erst flog.
Dann rief er noch: „Ich bin der Boss“,
bevor das schnelle Wurfgeschoss
ein paar der Feinde niedermähte,
und schließlich elegant sich drehte.
Da hatte er bereits begonnen,
sich selbst zu feiern, schrie: „Gewonnen!“
und fühlte sich so stark wie nie,
getankt mit Macht und Energie,
bevor es überraschend krachte
und etwas ihn ins Wanken brachte:
Ihn hatte – Wumms! – ein Schlag getroffen,
jetzt standen Mund und Arsch weit offen,
doch Wunden wurden nicht geleckt,
denn jeder Schmerz wurd’ überdeckt
von tiefem Hass auf jenen Schlag,
der ihm so schwer im Magen lag.
So bäumte er sich auf und schwang
zum Gegenschlag den Bumerang,
den er aus jener Wunde zog,
in die der Schlag zuvor erst flog.
Dann rief er noch: „Ich bin der Boss“,
bevor das schnelle Wurfgeschoss
ein paar der Feinde niedermähte,
und schließlich elegant sich drehte.
Da hatte er bereits begonnen,
sich selbst zu feiern, schrie: „Gewonnen!“
und fühlte sich so stark wie nie …
Wer jetzt noch wissen möchte, wie
es weitergeht, dem sei empfohlen,
den ganzen Text zu wiederholen,
bis er erschöpft zusammenbricht –
dann ist vielleicht ein Schluss in Sicht.

Michael Feindler 2015

Der Tag danach

Wenn ihre Taten Angst und Schrecken
verbreiten und wir dann beschließen,
die Menschenrechte zu verstecken,
damit sie nicht auf diese schießen;

wenn in dem Schrei nach Sicherheit
der Ruf nach Freiheit untergeht,
wenn alles für den Krieg bereit,
doch niemand für den Frieden steht;

wenn wir Vergeltungsdrang verspüren
und wir den Kampf, den sie begonnen,
mit gleichen Mitteln weiterführen,
dann haben sie bereits gewonnen.

Michael Feindler 2015

Neues aus dem Saustall

In einem Dorf bei Nirgendwo
gibt’s ein Gebäude voller Schweine;
die leben dort nicht einfach so,
stattdessen nutzt man sie für eine

Jahrzehnte alte Tradition,
von der die Leute gern erzählen
als wär’s ihr täglich Brot und Lohn:
Zu jeder neuen Woche wählen

die Dorfbewohner eine Sau,
um diese in den nächsten Tagen
mit viel Gekreische und Radau
durch ihren kleinen Ort zu jagen.

Die Wahl des einen Schweins geschieht
nur äußerst selten mit Bedacht.
Was man zuerst im Saustall sieht,
wird auch zuerst hinausgebracht.

Im Vordergrund steht stets das Jagen.
Den Zweck kennt niemand so genau.
Es int’ressiert – wie soll man sagen –
im Grunde einfach keine Sau.

Michael Feindler 2015

Wehret

Am Anfang war’s nur eine Laune,
die in Gedanken sich verlief,
und nebenbei auf eine braune
Gesinnung stieß, die grade schlief.

Am Anfang war es bloß Gerede,
von Nörgeleien angeregt,
ein plumpes Labern, wie das jede
Gesellschaft gern am Stammtisch pflegt.

Am Anfang waren es nur Funken,
ein kurzes Flackern in der Nacht,
ein Lichtlein, das man selbst betrunken
noch immer mühelos entfacht.

Am Anfang war es bloß ein Anfang,
ein Augenblick und keine Wende,
obwohl doch zweifelsohne anklang:
Im Anfang steckte schon das Ende.

Michael Feindler 2015

Die Freiheit, die wir meinen

Die Freiheit, die wir Euch einst gaben,
habt Ihr genutzt und ausgebaut.
Doch was wir Euch gegeben haben,
habt Ihr mit aller Kraft versaut!

Ihr habt uns nie Respekt gezollt!
Ihr glaubtet nämlich, Freiheit hieße,
Ihr könntet machen, was Ihr wollt –
als ob man nie an Grenzen stieße.

Jetzt fragt Ihr wieder ganz empört,
warum wir plötzlich Grenzen ziehen.
Ihr dürftet ja, wenn Euch das stört,
aus diesen freien Räumen fliehen.

Doch wagt Ihr sicher nicht den Bruch
mit uns, die Euch die Freiheit schenken,
und akzeptiert den Widerspruch,
dass wir Euch ab und zu beschränken.

Wir wollen Freiheit kontrollieren,
damit man keinesfalls vergisst,
dass wir noch immer definieren,
was Freiheit darf und soll und ist.

Michael Feindler 2015

Diese Hitze!

Ein Deutscher kann es gar nicht fassen,
wie heiß der Sommer dieses Jahr
laut Zeitung werden soll. Gelassen
bleibt er da kaum. So ist wohl klar,
weshalb er, wenn die Sonne glüht,
viel mehr als jeder andre schwitzt:
Der Grund heißt sicher: Sein Gemüt
ist Tage vorher schon erhitzt.

Michael Feindler 2015

Die Konstruktivität des Neins

Man sagt uns nach, wir seien bloß dagegen
und unser <em>Nein</em> sei destruktiv und stur,
wir stünden ganz allein auf weiter Flur
und würden weder Welt noch uns bewegen.

Es heißt, wir würden damit nichts erreichen.
Bloß „nein“ zu sagen, sei kein Schritt nach vorn.
Wir seien blind – genau wie unser Zorn –
und sähen nicht die Zeit und ihre Zeichen.

Das ist ein Vorwurf, über den wir heute
erhaben sind, wobei wir nicht versteh’n,
wie Ihr noch glauben könnt, ein <em>Ja</em> bedeute,
es werde zwingend schneller vorwärts geh’n.

Ein <em>Ja</em> kann auch ein <em>Ja</em> zum Stillstand sein,
das lähmt und aus Bequemlichkeit verdrängt.
Im Gegensatz zu diesem wird im <em>Nein</em>
der Blick auf einen andern Blick gelenkt,

der neu ist und mit großer Angst verbunden
vor dem, was einem <em>Ja</em> noch nicht vertraut.
Den Fortschritt hat ein „Nein“ zwar nicht erfunden,
doch hat es ihn schon oft mit aufgebaut,

indem es alten <em>Ja</em>s den Platz verwehrte
und eine neue Perspektive bot,
grad weil es nie den Platz vom <em>Ja</em> begehrte —
auf diese Weise war es nie devot.

Ein starkes Nein will mehr als nur verweigern.
Es ist ein Anfang, der zum Ziele hat,
das <em>Nein</em> zu einem neuen <em>Ja</em> zu steigern,
vom unbeschriebenen zum vollen Blatt.

Ist unser neues <em>Ja</em> dann von Bestand?
Wir bilden uns mal lieber nichts drauf ein.
Denn eines Tages – das ist schon bekannt –
ertönt von irgendwo ein lautes Nein.

Michael Feindler 2015

Vom Sieg der Dummen

Ein Dummer bleibt ja nicht der Dumme,
kann er am Ende triumphieren.
Drum hat der Dumme in der Summe
im Kampf das meiste zu verlieren.

Wenn auch der Kluge unterliegt –
moralisch bleibt ihm der Gewinn.
Der Dumme hat nur dann gesiegt,
gibt er der Dummheit einen Sinn,

indem er diese unentwegt
als platte Phrasen fleißig pflegt,
in Glaubenssätzen niederlegt,
und weit in die Gesellschaft trägt.

Wir haben Geld und somit Macht
und schmieden aus den Glaubenssätzen
die Waffen für die letzte Schlacht
in Form von eisernen Gesetzen.

Wir legen fest, statt zu erklären.
Ihr habt noch immer nicht begriffen:
Ihr könnt Euch mit Vernunft nicht wehren,
und sei’n die Worte auch geschliffen.

Wir brauchen keine Fantasie,
um einzuseh’n: Ihr seid im Recht.
Laut sagen würden wir das nie,
seid Ihr noch nicht im Kern geschwächt.

Wir halten Eure Haltung klein
mit unserm dumm verdienten Geld.
Wem liegt schon dran, im Recht zu sein,
solange er nur Recht behält?

Michael Feindler 2015

Die Schlingen halten

Für unsre Macht seid Ihr der Stein der Weisen –
sie lebt dank Euch und strahlt in Eurem Gold.
Es ist ein Kinderspiel Euch abzuspeisen,
fast meint man: Ihr habt’s selber so gewollt.

Durch Arbeit fest gebunden und geschunden,
gelingt es Euch nur selten klar zu denken.
Das Wörtchen „Sachzwang“ haben wir erfunden,
um keinen Blick auf unsre Macht zu lenken.

Wir wollen Euch zu keiner Arbeit zwingen,
denn wir betonen gern: „Der Mensch ist frei“
und bieten eine Auswahl vieler Schlingen,
in die Ihr schlüpfen dürft, nicht Sklaverei!

Schon lange gebt Ihr uns aus freien Stücken,
was wir Euch früher noch brutal geraubt.
Die Schlingen halten und sie werden drücken,
solange Ihr an ihren Sachzwang glaubt.

Michael Feindler 2015

Das war’s

Frühling lässt sein blaues Band
wieder durch die Lüfte flattern.
Jeder will am Wegesrand
einen Sonnenplatz ergattern.

„Aufbruch“ – das Gebot der Stunde!
Wer das zarte Grün gerochen,
der verbreitet diese Kunde,
kommt aus seinem Loch gekrochen.

Nur ein altes krankes Wesen
lässt sich nicht von all dem locken,
bleibt – wie Trinker sonst am Tresen –
in der dunklen Höhle hocken.

Denn es meidet schon seit Jahren
frische Luft und Sonnenschein,
um sich Blässe zu bewahren
und nicht feurig rot zu sein.

Somit sitzt es alle Märze,
wenn die ersten Knospen springen,
still und schwach in tiefer Schwärze,
statt ein Aufbruchslied zu singen.

In die Dunkelheit entschwunden,
fern von Klatschmohn, Licht und Klee,
wird das Wesen kaum gesunden …
Tja, das war’s wohl, SPD.

Michael Feindler 2015