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Der PS-König

(frei nach einem bekannten Gedicht von J. W. Goethe)

Wer rast noch so spät durch Nacht und Winde?
Es ist Kurt-Kevin mit seiner Sieglinde.
Er hält das Lenkrad gar fest in den Händen,
der Porsche saust fort und die Fahrt will nicht enden.

„Sieglinde, was birgst du so bang dein Gesicht?“
„Kurt-Kevin, ach siehst du den Blitzer denn nicht?
Den Blitzer – und schau: Hier ist 30er-Zone!“
„Das interessiert mich, mein Schatz, nicht die Bohne.“

Er hat für Bedenken im Hirn keinen Platz,
für ihn ist die Fahrt ein Orgasmus-Ersatz.
Vielmehr noch: Er fühlt sich im Rasen bestärkt,
doch bald wird der Porsche von Dritten bemerkt.

„Kurt-Kevin, Kurt-Kevin, und hörest du nicht:
Sirenen ertönen mit hellblauem Licht!“
„Beruhige dich endlich, oh hübsche Sieglinde,
wir kümmern uns nicht um das Bullen-Gesinde!“

Kurt-Kevin bleibt cool und er äußert vulgär:
„Der Wagen gibt viel – nur mein Schwanz gibt noch mehr!“
Zwar ist’s (unter uns) eine faustdicke Lüge,
doch stecken im Irren stets menschliche Züge.

Es geht immer weiter, sie rasen im Nu
auf einen niedrigen Tunnelbau zu.
Sieglinde mit kreischender Stimme jetzt spricht:
„Kurt-Kevin, das passt von der Höhe her nicht!“

Die Decke des Tunnels den Ausruf beweist,
indem sie das Dach von dem Porsche nun reißt.
Kurt-Kevin jedoch weiß an Lob nicht zu sparen:
„Ich wollte schon immer ein Cabrio fahren.“

Dem Mädchen wird schlecht bei der Fahrt durch die Nacht,
denn ihr hat das Rasen nur wenig gebracht.
Sieglinde ist grün, doch die Ampel zeigt rot;
Kurt-Kevin folgt somit dem Hirn in den Tod.

Michael Feindler 2007

Published inAllein unter MenschenGedichteKabarettprogrammeRufe aus dem Publikum

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