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Was bleibt

Bewegt die Tat auch Menschenmassen,
und so schockierend sie erscheint –
nach kurzer Zeit wird schon verblassen,
was durch den Schock zunächst vereint.

Denn in der Fassungslosigkeit
liegt stets die Suche nach dem Sinn.
Und wer nach diesem lautstark schreit,
der biegt ihn notfalls selber hin:

Aus jedem Opfer wird ein Held,
aus jedem Tod Martyrium.
Das Mitgefühl der ganzen Welt
erstickt im Individuum.

Aus einem „Wir“ wird schnell ein „Ich“,
die Opfer sind schon bald vergessen,
und schließlich bleiben unterm Strich
nur eigennützige Int’ressen.

Michael Feindler 2015

Published inGedichteMonatsgedichtePolitik

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